Freitag, April 11, 2014

Auch E.ON zieht sich aus Desertec zurück

Nach Bosch und Siemens steigt jetzt auch E.ON bei Desertec aus. Von den größeren Projektunterstützern aus Deutschland ist jetzt nur noch RWE dabei. Mit zunehmender Solar- und Windenergie-Produktion in den potentiellen Abnehmerländern Nordeuropas dürfte das Sahara-Photovoltaik-Projekt jegliche Konkurrenzfähigkeit einbüßen, zumal sich aus den politischen Instabilitäten Nordafrikas obendrein Investitionshemmungen ergeben.

Dienstag, März 25, 2014

Solarstrom-Selbstversorger sollen drei bis fünf Mal mehr für Energiewende zahlen als stromintensive Industrie

Pressemitteilung des BSW: Solarwirtschaft und Verbraucherschützer empört über jüngste Pläne Gabriels zur Finanzierung der Energiewende

Auf massive Kritik bei der Solarbranche und bei Verbraucherschützern stößt das Vorhaben aus dem Bundeswirtschaftsministerium, gewerbliche Betreiber von Solarstromanlagen künftig bei der Finanzierung der Energiewende gegenüber der stromintensiven Industrie deutlich schlechter zu stellen. Der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) fordert von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, Bürger und Unternehmen auch künftig vollständig von der EEG-Umlage zu befreien, wenn sie Solarstrom umweltfreundlich für den Eigenbedarf oder die direkte Belieferung zum Beispiel von Mietern erzeugen. Sie dürften im Rahmen der EEG-Novelle keinesfalls schlechter gestellt werden als die stromintensive Industrie, die ihren Strom größtenteils noch aus fossilen Energiequellen bezieht.

Nach jüngsten Informationen des baden-württembergischen Finanz- und Wirtschaftsministers Nils Schmid wurde gestern zwischen Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel und Vertretern aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg Einvernehmen darüber erzielt, stromintensive Unternehmen künftig stärker von den Kosten der Energiewende zu befreien als bislang vorgesehen. Sie sollen dem Vernehmen nach ab dem 1.8.2014 maximal 1,25 Cent je Kilowattstunde für den Eigenbedarf selbst erzeugten Stroms abführen müssen (Rabatt in Höhe von 80 Prozent der EEG-Umlage). Künftige gewerbliche Selbstversorger – z.B. aus den Bereichen Handel, Handwerk, Dienstleistung und Landwirtschaft – sollen hingegen ab August 2014 rd. 4,4 Cent auf jede selbst verbrauchte Kilowattstunde bezahlen, selbst wenn diese umweltfreundlich aus einer eigenen, neu errichteten Solarstromanlage erzeugt wurde (Rabatt von 30 Prozent der EEG-Umlage). Bislang waren sie von der EEG-Umlage befreit. Die bisher zumindest anteilig befreite Wohnungswirtschaft soll künftig sogar mit der vollen EEG-Umlage von derzeit rd. 6,3 Cent je Kilowattsunde zur Kasse gebeten werden, wenn sie Mieter umweltfreundlich mit Solarstrom versorgt.

„Das schreit zum Himmel! Das Verursacher-Prinzip steht Kopf. Die größten Verursacher des Treibhauseffekts sollen weitgehend von den Kosten der Energiewende befreit bleiben, während die Mehrzahl künftiger Solarstromanlagen-Betreiber drei bis fünfmal so stark zur Kasse gebeten werden. Sie werden dann von ihren Klimaschutz-Vorhaben größtenteils Abstand nehmen. Zweck des Erneuerbare-Energien-Gesetzes war es immer, die Markteinführung Erneuerbarer Energien zu befördern, nicht aber diese mit Kosten zu belasten und den Wettbewerb mit fossilen Energieträgern dadurch zu erschweren“, so Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar zu den jüngsten Plänen aus Berlin. Genau dies sei aber der Fall, wenn große CO2-Emittenten besser gestellt werden als Betreiber von EE-Anlagen. Körnig: „Es kann nicht sein, dass das Handwerk oder die Mieter bis zu 5 Cent mehr je Kilowattstunde für die Energiewende zahlen müssen, wenn sie ihren Strombedarf mittels einer Solaranlage selbst decken wollen als ein Stahlproduzent oder der Braunkohletagebau für ihren fossil erzeugten Betriebsstrom.“

Nach Einschätzung von Energieexperten – zum Beispiel des saarbrücker Instituts für ZukunftsEnergieSysteme und der Verbraucherzentrale Bundesverband – lassen sich mit der geplanten EEG-Umlage auf solaren Eigenverbrauch keine nennenswerten Einsparungen bei den Verbraucherstromtarifen erzielen. „Verbraucher- und Klimaschutz werden mit Füßen getreten und klar den Interessen großer Konzerne untergeordnet. So kann die Energiewende nicht gelingen. Mit dieser Ungerechtigkeit wird die Akzeptanz der Energiewende aufs Spiel gesetzt“, bilanziert Körnig.

Montag, Januar 20, 2014

Offener Brief der Solarbranche an Bundeskanzlerin Merkel

Pressemitteilung des BSW: Weiteren Markteinbruch der Photovoltaik verhindern / Solare Eigenstromversorgung und Nahstromvermarktung jetzt nicht durch Öko-Abgaben blockieren / Bürgern und Mittelstand Energiewende nicht aus der Hand nehmen! 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

gemeinsam mit Stadtwerken, Genossenschaften und der Wohnungswirtschaft versuchen die rund 1.000 im Bundesverband Solarwirtschaft e.V. organisierten Solarunternehmen derzeit mit Hochdruck, besonders kosteneffiziente und weitgehend selbst tragende Formen der solaren Eigenstromerzeugung und Nahstromvermarktung zu entwickeln. Im gemeinsamen Interesse versuchen wir damit, die Abhängigkeit von der EEG-Förderung schnell zu verringern und gleichzeitig immer breiteren Bevölkerungskreisen wie z.B. Mietern den Zugang zu selbst oder nachbarschaftlich erzeugtem Solarstrom zu ermöglichen.

Irritiert und mit großer Sorge haben wir nun die Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums zur Kenntnis genommen, ab August 2014 ausgerechnet die solare Eigenstromerzeugung mit der EEG-Umlage belasten zu wollen. Wir appellieren nachdrücklich an Sie, dieses Vorhaben zu verhindern. Die Umsetzung einer Öko-Abgabe auf selbst oder nachbarschaftlich genutzten Ökostrom würde die maßgeblich von Bürgern und Mittelstand getragene Energiewende ausbremsen und damit die Abhängigkeit von der EEG-Förderung wieder erhöhen. Die Energiewende-Kosten würden dadurch in den nächsten Jahren nicht sinken sondern steigen. Dies kann nicht im Interesse der Politik sein! +++ Während die USA, Japan und China massiv in Solarenergie investieren, wurde der deutsche Photovoltaikmarkt als Resultat zu schneller Fördereinschnitte im letzten Jahr bereits mehr als halbiert. Bitte helfen Sie uns dabei, durch Berücksichtigung der beiliegenden Punkte einen weiteren Photovoltaik-Markteinbruch zu verhindern, Deutschlands Technologieführerschaft zu sichern und das Potential der Solarenergie für den kostengünstigen, bürgernahen und CO2-reduzierenden Umbau unserer Energieversorgung zu nutzen.

Wir würden uns freuen, Ihnen die beiliegenden Empfehlungen in einem baldigen persönlichen Gespräch näher erläutern zu dürfen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Günther Häckl
Präsident

Carsten Körnig
Hauptgeschäftsführer

Donnerstag, Januar 09, 2014

Solarstrom-Zubau 2013 mehr als halbiert

Pressemitteilung BSW-Solar: In Deutschland wurde 2013 rund 55 Prozent weniger Photovoltaik-Leistung installiert als 2012 / Solarwirtschaft warnt neue Bundesregierung vor weiterem Markteinbruch und fordert Kurskorrektur im Rahmen der EEG-Novelle

Im Jahr 2013 wurde in Deutschland rund 55 Prozent weniger Solarstromleistung installiert als noch im Vorjahr. Die neu installierte Solarstromleistung sank von 7,6 Gigawattpeak (GWp) im Jahr 2012 auf rund 3,3 GWp in 2013, teilt der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) mit. Der Branchenverband warnt vor einem weiteren Markteinbruch und appelliert an die Bundesregierung, das Abschmelzen der Solarstromförderung künftig wieder am technologischen Fortschritt zu orientieren. Während die Preise neuer Solarstromanlagen in den vergangenen zwei Jahren zwar um rund ein Viertel sanken, wurde die Solarstromförderung im gleichen Zeitraum im Rahmen mehrerer Gesetzesänderung halbiert und damit doppelt so stark beschnitten.

„Der weitere Ausbau der Solarenergie zur tragenden Säule der Energieversorgung ist klimapolitisch unverzichtbar und inzwischen bezahlbar. Jetzt gilt es, das beachtliche Potenzial der Solarenergie für die Energiewende zu nutzen“, so Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. „Es kann doch nicht sein, dass wir den Ausbau der Solarenergie ausgerechnet jetzt abwürgen, wo die Photovoltaik so preiswert geworden ist. Runter von der Bremse!“ Aufgrund der starken Kostensenkung in den vergangenen Jahren könne die Förderbremse jetzt mit Augenmaß wieder gelockert werden, ohne die Verbraucher zusätzlich zu belasten. Bei intelligenter Ausgestaltung der Energiewende bleibe auch ein dynamischer Ausbau Erneuerbarer Energien für Verbraucher und Industrie gleichermaßen bezahlbar. Ein weiterer Marktrückgang sei für die Solarbranche nicht verkraftbar und gefährde die Energiewende.

Die Photovoltaik stecke derzeit in einer Zwickmühle. Die Solarstromförderung wird nach aktueller Gesetzeslage Monat für Monat weiter gekürzt. Aktuell sinkt die Förderung monatlich um 1,4 Prozent. Die Preise für Photovoltaik-Anlagen können dieses Tempo nicht mitgehen angesichts der geringeren Möglichkeiten zur Kostensenkung. In den vergangenen Jahren waren sie durch den harten Preiswettbewerb teilweise unter die Herstellkosten gefallen. Im Rahmen des Anti-Dumping-Verfahrens ist von der EU für die nächsten Jahre zudem eine Preis-Untergrenze gesetzt worden. Bei der anstehenden EEG-Novelle müsse dies ebenso berücksichtigt werden wie die Gesamtkosten fossiler Energieformen im Rahmen eines fairen Kostenvergleichs unter Einbeziehung von Klimafolgekosten, fordert der BSW-Solar.

Hintergrund

Solarstrom trug 2013 mit 29,7 Milliarden Kilowattstunden (kWh) einen Anteil von rund 5 Prozent zur Deckung des Stromverbrauchs in Deutschland bei. 2010 waren es erst 2 Prozent (11,7 Mrd. kWh). Während von 2010 bis 2012 jährlich Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von rund 7,5 GWp zugebaut wurden, brach die Nachfrage im vergangenen Jahr aufgrund starker Einschnitte bei der Solarstromförderung ein (vgl. Infografik: www.bsw.li/1eu8Uez).
Einzelne Marktsegmente waren von diesem Markteinbruch unterschiedlich stark betroffen. Große Verluste haben Photovoltaik-Anlagen höherer Leistungsklassen zu verbuchen. So sank die neu installierte Leistung von PV-Anlagen über 10 KWp gegenüber dem Vorjahr um etwa 60 Prozent. Besonders starke Einschnitte verzeichnete mit rund 64 Prozent das Kraftwerks-Segment im Megawatt-Maßstab. Ursache dafür ist, dass die Solarstromförderung für große Solarstromanlagen besonders stark beschnitten wurde und anders als im vergleichsweise stabilen Kleinanlagensegment (Zubau: -12 Prozent) noch kaum Alternativen zur Einspeisung bestehen. Konzepte für die solare Eigenstromversorgung stehen im gewerblichen Bereich vor größeren Herausforderungen und eine solare Nahstromversorgung mit Solarkraftwerken ist bislang wirtschaftlich noch kaum attraktiv (vgl. auch Pressemitteilung vom 12. Dezember 2013: www.bsw.li/18F5oxJ).
Energieexperten sind sich einig, dass aufgrund der starken Kostensenkung Photovoltaik neben der Windenergie an Land zukünftig zu den wichtigsten Säulen der Stromversorgung zählen müssen. Auch ein dynamischer weiterer PV-Zubau hätte keine relevanten Kostensteigerungen mehr zur Folge (vgl. Infografik: www.bsw.li/1eua9u7). Der Bundesverband Solarwirtschaft strebt eine Verdoppelung des Solarstromanteils auf rund 10 Prozent am deutschen Strombedarf bis zum Jahr 2020 an. Bis 2030 hält er einen Anteil von mindestens 20 Prozent für realisierbar.